Rotamint Vario (1981)
1981 war es dann soweit. Nachdem im Vorjahr die ersten beiden elektronisch
gesteuerten Triomint-Geräte in die Aufstellung kamen, erschien auch
die erste durch Mikroprozessortechnik gesteuerte Rotamint. Sie ist gleichzeitig
auch die erste Rotamint mit Risikospiel. Sie ist mit dem selben Risikospiel
ausgestattet wie die Triomint Gold. Die vier Ausspielfelder sind aber nicht
über den Spielscheiben, sondern auf der rechten Seitenscheibe positioniert.
Dort hin wurden auch die Spieltasten verlegt. Wenn auch auf viele liebgewonnene,
typische Details einer Rotamint verzichtet wurde, so ist sie ein angenehm
buntes Gerät. Trotzdem ist leider auch genau so wie bei den beiden ersten
Triomint Geräten zu bemängeln, dass das Gerät ziemlich dunkel
ausgeleuchtet ist, was aus dem völligen Verzicht auf den Einsatz von
Leuchtstoffröhren resultiert. Auch das einst so beliebte, schon bei
der Doppel-Jackpot ohnehin spärlich bestückte Spielelement, die
Serienverlängerungsleiste wurde seit Erscheinen der Vario nie wieder
angewendet. Gewinne werden auch nicht mehr durch einen Gong signalisiert,
anstelle dessen werden über einen Lautsprecher diverses Töne zur
Untermalung der jeweiligen Spielsituation erzeugt.
Scheinbar war den Spielentwicklern aber "nur" die Umstellung von
elektromechanischer auf elektronische Steuerung und die Einführung des
Risikospiels nicht spektakulär genug. Die Vario ist auch insofern ein
Exot unter den Rotamint-Geräten, dass sie als einzige nicht mit drei
sondern mit vier voll in den Spielablauf einbezogenen Spielscheiben ausgestattet
ist. Es befinden sich links und rechts jeweils eine, und in der Mitte zwei
Spielscheiben. Die Spielscheiben in der Mitte werden in der Spielanleitung
mit "oben" und "unten" bezeichnet. Dabei lässt sich die linke Scheibe
wie üblich nachstarten, die anderen drei lassen sich in der Reihenfolge
rechts, oben und unten stoppen. Ebenso wie üblich führen drei gleiche
Gewinnbeträge oder zwei gleiche Gewinnbeträge zusammen mit dem
Joker zum entsprechenden Gewinn. Bei vier gleichen Beträgen oder drei
gleichen Beträgen mit Joker werden zusätzlich Sonderspiele laut
Seriengewinnplan gegeben. Doch damit immer noch nicht genug. Die Vario hat
für eine Rotamint ungewöhnlich viele Seriensymbole. |
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Der Aufbau des Gewinnplans für die Sonderspiele erinnert in seiner
Form eher an solche der Merkur-Geräte der 70er Jahre. |
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Neben den obligatorischen zu Direktserien führenden Goldene Sieben
und Glocken-Symbolen gibt es bei der Vario noch Kronen und Sterne. Diese
korrespondieren mit drei zugehörigen Jackpotzählern auf der linken
Seitenscheibe. Für jedes Erscheinen von drei gleichen dieser Symbole
(bzw. zwei gleiche mit Joker) werden 50 Pf gegeben und der entsprechende
Zähler um einen Punkt erhöht. Bei vier gleichen Symbolen (bzw.
drei mit Joker) wird der zugehörige Jackpot ausgelöst. Dabei wird
pro gesammelten Jackpot-Punkt ein Sonderspiel gegeben und der Zähler
auf 3 Punkte zurückgesetzt. Die Zählergrenzen sind unterschiedlich,
die Sterne werden bis 55, die Glocken bis 77 und die Kronen bis 99 Punkte
gezählt. Der Stern ist das am häufigsten auf den Spielscheiben
vertretene dieser drei Symbole und ist neben dem Joker als einziger auch
auf der unteren Scheibe vorhanden. Gestreifte Felder haben übrigens
beide Spielscheiben in der Mitte. Die untere hat vier, die obere nur zwei
gestreifte Felder. Für den Fall, dass in Sonderspielen auf beiden Scheiben
ein gestreiftes Feld erscheint, wird zum 3 DM-Gewinn ein Sonderspiel
hinzugegeben. |
| Ein weiters interessantes Feature der Rotamint Vario ist dieUmwandlung
der Geldgewinne in Sonderspiele. Wie schon bei der Triomint Gold wird bei
der Rotamint Vario bei Erreichen des Feldes "x10" im Risikospiel der über
3 DM hinaus gehende Betrag nicht gekürzt, sondern es werden anstelle
des Geldgewinnes Sonderspiele gemäß der Umwandlungstabelle gegeben.
Einerseits eine sowohl gute als auch unterhaltsame und eigentlich auch faire
Einrichtung, andererseits ist es fraglich, wie dieses Spielsystem die
Zulassungskriterien der PTB erfüllen konnte. Denn gerade bei den kleinen
Gewinnen 30, 40, 50 und 60 Pfennig, bei denen mit dem Multiplikator "10x"
2, 3 bzw. 4 Sonderspiele gegeben werden, kann es vorkommen, dass innerhalb
der Serie kein Gewinn erscheint. Einen Garantiegewinn in Form eines auf
"01" stehen bleibenden Sonderspiele-Zählers bei einer Serie ohne
auftretenden Gewinn gibt es bei der Vario nämlich nicht. Folglich wird
bei Erreichen des Feldes "10 x" bei einem 60 Pfennig-Gewinn anstelle von
6 DM unter umständen nichts gegeben - das kann vorkommen. Andererseits
kann es auch genau anders herum laufen, dass alle vier Spiele gegeben werden
und der zwanzigfache Gewinn (ursprünglich 60 Pfennig, vier mal 3 DM
= 12 DM) gegeben wird. Es gleicht sich auf Dauer wahrscheinlich aus. Nur
der ungünstigste Fall, also wenn in keinem der Sonderspiele, welche
durch einen Geldgewinn mit "10x" erreicht wurden, ein 3 DM-Gewinn gegeben
wird, ist für den Spieler doch schon sehr ärgerlich, zumal letztendlich
seine Bereitschaft zum Risikospiel trotz Erreichen des
höchstmöglichen Gewinnes beim Risikospiel auch noch betraft wurde.
Vor allem beim 30 Pfennig-Gewinn wäre die Umwandlung nicht nötig
gewesen. So hätte man wenigstens eine mögliche Situation, auch
im Risiko-Spiel 3 DM zu gewinnen. Allerdings trifft diese Angelegenheit nicht
nur auf die Rotamint Vario, sondern auch auf Geräte anderer Hersteller
(z. B. Merkur Manila von ADP, 1983) zu. Mit der Einführung von
Risiko-Leitern wurde dieses Problem aber bei meisten Geräten umgangen,
indem man den "Garantiegewinn" in Sonderspielen einführte. Dabei wird
die Sonderspiel-Serie, wenn nicht gewonnen wurde, so lange um ein weiteres
Spiel verlängert, bis ein 3 DM-Gewinn erscheint. Das erste
Rotamint-Gerät mit Garantiegewinn war die Rotamint Star (1982). Seit
Mitte der 80er Jahre gilt der Garantie-Gewinn bei allen Geräten
sämtlicher Hersteller als Standartelement eines jeden Spielsystems.
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Bei der Rotamint Vario gibt es keine Lichtjackpots, sondern drei
Punkte-Jackpots, welche bei Eintreffen der zugeordneten Kombination in
Sonderspiele umgewandelt werden. |
Das Risiko-Spiel wurde bei den Rotamint-Geräten erstmals bei
der Vario eingesetzt und gehört seit Beginn der 80er-Jahre bei allen
Herstellern zur Grundausstattung eines jeden Spielsystems |
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Fazit zum Spielsystem der Vario: Für Intensiv-Spieler ist das
Gerät sicherlich die Innovation schlechthin gewesen. Für den
Durchschnitts- und den "seltenst"-Spieler waren das aber sicherlich zu viele
neue Spielfeatures auf einmal und der Gesamteindruck des Spielinhaltes lies
sich daher gemessen am damaligen Standard wohl am treffendsten mit dem
Prädikat "ziemlich kompliziert" bezeichnen. Das wird nicht zuletzt ein
Grund dafür gewesen sein, dass das Gerät trotz seiner exotischen
Spielgestaltung keinen besonderen Anklang bei den Spielern fand. Die Auflagenzahl
dieses Gerätes scheint im Vergleich zu anderen Rotamint-Geräten
daher auch etwas niedriger zu sein. Dabei ist es geradezu schade, dass sich
ausgefallenere Spielsysteme mit abwechslungsreichen Spielinhalten, die wirklich
einmal etwas anderes bieten, so gut wie nie durchsetzen. Das war in
Deutschland aber leider schon immer so und wird sich auf absehbare Zeit wohl
kaum ändern. Ändern könnte sich diese Situation mit Inkrafttreten
der für 2005 vorgesehenen Änderung der Spielverordnung. Wobei jeodch
die Gefahr besteht, dass diese möglicherweise langfristig den klassischen
deutschen (Wand-)Geldspieler aufs Abstellgleis leiten wird...
Nun doch wieder zur Rotamint Vario... Sie war das erste NSM-Gerät, welches
auf einem Kunststoffsockel aufgebaut ist, bei welchem sich die Fronttür
in Form eines Alu-Rahmens nur oberhalb der Auszahlschalen öffnen
lässt. Dieser Rahmen ist nur eine Art "Deckel" des Gehäuses, da
das Gehäuse nicht mehr wie bisher in Vorder- und Hinterteil aufgetrennt
ist. Dies hat den Vorteil, dass das auf dem Boden oder auf der Werkbank stehende
Gerät beim Öffnen und Schließen der Tür nicht mit der
Unterseite über den Boden schleift, wodurch sich die ohnehin leichte
Tür so mit wesentlich weniger Kraftaufwand bewegen lässt. |
| Da sich die Münzeinheiten auch bei der neuen Gehäuseform noch
immer in etwa an der selben Stelle im Gerät befinden, wie bei der vorherigen
Bauform, mussten diese schwenkbar konstruiert werden. Denn bei geöffneter
Tür sieht man jetzt direkt auf die Vorderseite der Münzeinheiten.
Im eingebauten Zustand wäre die Zugänglichkeit an den jeweils hinteren
Teil zum Entleeren der Röhren oder zum Warten der Einheit erheblich
beeinträchtigt.
Angenehm in Bezug auf die neue Technik sind sicherlich die hohe
Betriebssicherheit und im Vergleich zu den elektromechanischen Geräten
die wesentlich kleinere Anzahl an Verschleißteilen. Es können
keine Zählwerke mehr verharzen oder verklemmen, die Spielscheiben haben
keine Bremsmagnete mehr, da sie über einzelne Motoren angetrieben werden
und die Gewinnabtastung erfolgt über Fotozellen. Bei den Fotozellen
kommen bei der Vario im übrigen noch Soffitten zum Einsatz. Bei Ausfall
einer der vier Soffitten ist daher der Spielbetrieb nicht möglich und
ein Auswechseln unumgänglich. Zwar sind die Antriebsmotoren der
Spielscheiben noch deutlich hörbar, aber dennoch ist das Gerät
im Vergleich zu den elektromechanischen Geräten sehr laufruhig.
Die vierte Spielscheibe wurde zwar auch bei den Nachfolgemodellen eingesetzt,
aber sie dient bei denen nicht mehr zur direkten Gewinnermittlung und rotiert
auch nicht mehr. Sie dient nur noch als Ersatz für die einstige
Wechselanzeige "Glocke/Sieben" bzw. "Glocke/Krone" und macht dementsprechend
nur noch einen Step. Die Steps werden immer in ein und die selbe Richtung
ausgeführt. Daher sind die "Step-Scheiben" immer abwechselnd mit Glocken-
und Goldene Sieben bzw. Kronen-Symbolen versehen.
Alles in allem ist die Rotamint Vario für den Automatenkenner und Sammler
ein sowohl außergewöhnliches als auch interessantes Gerät
von hohem Unterhaltungswert.
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Bei Erreichen des Feldes "10 x" werden anstelle des Geldgewinnes
grundsätzlich nur Sonderspiele gegeben. |
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